Einführung in die ATM-Philatelie
Wissenswertes über Automatenmarken
Da entsteht eine völlig neue Generation von Briefmarken, seit über 20 Jahren, weltweit, in über 50 Ländern, und kaum einer nimmt das zur Kenntnis, begreift, was da eigentlich vor sich geht. Tatsächlich stehen immer noch viele Sammler den ATM unentschlossen bis skeptisch gegenüber, halten sie für modernen Schnickschnack, ein Modegebiet eben. Aber wer so denkt, irrt sich, denn ATM sind kein kurzfristiges Modegebiet. Im Gegenteil, sie sind die logische Folge des technischen Fortschrittes, der nicht aufzuhalten ist. Und dazu gehören auch Briefmarken mit vom Kunden frei wählbaren Wertstufen, nichts anderes sind ATM nämlich. Die Bedeutung der ATM im Postverkehr wächst ständig. Gleichzeitig erlaubt die immer modernere Drucktechnik der eingesetzten Automaten die Ausgabe immer schönerer ATM, die schon fast wie normale Frei- und Sonderbriefmarken aussehen: in bunten Farben, mit aufwendigen Motiven und sogar Zähnen an den Rändern.
Was sind Automatenmarken ?
Automatenmarken sind in der Handhabung wie normale Briefmarken: Sie können frei gekauft, bevorratet und jederzeit im ganzen Land ohne Einschränkungen zur Frankatur benutzt werden. (nicht mit Freistempeln verwechseln, siehe Extra-Kasten !) Der einzige Unterschied zu den seit über 150 Jahren existierenden traditionellen Briefmarken besteht darin, daß die ATM erst im Automaten mit der Wertstufe versehen werden, statt bereits in der Briefmarkendruckerei. Diese vom Postkunden im Augenblick des Kaufs ganz nach Bedarf frei wählbaren Wertstufen sind der entscheidende Vorteil der Automatenmarken.
Freistempel sind keine ATM !
auch wenn sie den ATM manchmal sehr ähnlich sehen. Freistempel beinhalten ein Datum, das ihre Gültigkeit auf Tag und Stunde begrenzt. Freistempel brauchen also auch nicht abgestempelt zu werden und sind keine Briefmarken. ATM dagegen tragen kein Datum, sind unbegrenzt gültige Briefmarken, die somit immer erst durch Poststempel entwertet werden müssen. Vorsicht also vor Briefen mit nicht gestempelten "Marken", das sind meist nur Freistempel - und keine Automatenmarken !
ATM
| keine ATM sondern Schalterfreistempel (SFS)
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Die erste ATM der Welt Die ersten Automatenmarken der Welt sind die französischen Montgeron-ATM. Im März 1969 wurde in Montgeron, einem Vorort südlich von Paris in einem SUMA-Einkaufszentrum ein automatisches Selbstbedienungspostamt errichtet. In eine Automatenwand von ca. 4m Breite und 2m Höhe war u. a. auch ein Drucker für Automatenmarken integriert. Über eine Hebelmechanik konnte der gewünschte Markenwert zwischen 10 und 9990 Centimes in 10-Centime-Stufen eingestellt und nach Bezahlung durch Münzen ausgedruckt werden. Da das Gerät technisch noch nicht ganz ausgereift war, wurde der Betrieb nach nur 1 1/2 Jahren wieder eingestellt. Die wenigen aus dieser Zeit erhaltenen Montgeron-ATM sind große Kostbarkeiten. | | Die erste ATM der Welt, erschienen 1969 in Montgeron / Frankreich. In roter Farbe einem Freistempel noch sehr ähnlich, hat sie im Gegensatz zu diesem jedoch kein eingedrucktes Gültigkeits-Datum. Somit eine noch heute frankaturgültige Briefmarke ! |
Weltweite Verbreitung
1976 folgte die Schweiz, 1978 Norwegen, 1979 Brasilien als erstes Überseegebiet. Weltweite Verbreitung und eine nennenswerte Bedeutung im Postverkehr erlangte diese Briefmarkengattung dann im Laufe der 80er Jahre als jährlich einige Länder hinzukamen. Bis heute sind es über 50 Länder auf allen 5 Kontinenten in denen weit über 10000 Automaten betrieben werden.
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Schweiz 1976 | Norwegen 1978 | Brasilien 1979 | Deutschland 1981 |
Die Vielfalt dieser Ausgaben, die sich aus unterschiedlichsten Postautomatisationskonzepten und Automatentypen ergeben, ist beeindruckend. Sie reicht von den motivlich noch wenig ansprechenden (aber meist seltenen!) ATM der ersten Jahre bis hin zu den neuesten ATM-Ausgaben, die mit aufwendigen Bildmotiven und schöner Gestaltung immer mehr Sammler erfreuen.Beispiele dafür sind die Tiermotiv-ATM Australiens, die Tourismus-ATM Israels oder neuesten Ausgaben mit Wappen und Landschaften aus dem Fürstentum Liechtenstein und der Schweiz.
Einige Beispiele für die Vielfalt der Erscheinungsformen von Automatenmarken .
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ATM in Deutschland
Auch in der Bundesrepublik Deutschland setzt die Post zunehmend auf ATM. Am 5.1.1981 wurde in Darmstadt der erste Automat aufgestellt. Heutzutage sind über 5000 Automatenmarken-Drucker in Betrieb, alles Nagler-Nadeldruck-Münzwertzeichendrucker des Typs N-24. Früher gab es in Deutschland noch 2 andere Automaten-Typen: Klüssendorf-Typendruck-Automaten (Typ K, dünnes DBP) sowie Nagler-Typendruck-Automaten (Typ N, fettes DBP). Bis zum 19.5.1993 gab es das alte grün/gelbe Posthorn-Papier, von da an bis zum 22.10. 1999 wurde das Papier mit der Abbildung des Schlosses Sanssouci verwendet.
Seit dem 22.10.99 verwendet die Deutsche Post ein neugestaltetes Papier mit gelber Umrahmung und der Abbildung von 3 Posthörnern.
Nachfolgend eine Übersicht der von der Deutschen (Bundespost) herausgegebenen ATM nach Vordruckpapieren und Drucktypen:
Typendruck K , DBP dünn (2.1.1981 - ca. 1998) | Typendruck N, DBP fett (14.4.1992 - ca. 1998) | Nadeldruck N24 , DBP (14.9.1993 - ca. 1999) | Nadeldruck Mettler, DBP (24.4.1998 - 18.7.1998) | Nadeldruck N24, Posthorn (8.3.1999 - heute) |
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Wenigstens diese 9 Grundtypen der Deutschen Automatenmarken sollten in jeder Bundesrepublik-Sammlung enthalten sein.
Die mit Abstand seltenste Type ist die Sanssouci-ATM aus Druckern des Typs Mettler-Toledo. Es gab sie nur für ca. 6 Wochen aus insgesamt 6 Automaten, die wenig benutzt wurden. Bedarfsverwendet findet man sie so gut wie nie, auch Sammler-Belege und postfrische Marken sind nur in begrenzter Anzahl vorhanden.
Verhältnismäßig selten sind die ATM aus den insgesamt nur rund 120 Nagler-Typendruck-Automaten. Auf dem ersten Papier hatte diese Ausgabe nur eine Laufzeit von gut einem Jahr, von April 1992 bis Mai 1993.
Auf die Angabe der jeweiligen Michel-Numerierung habe ich bewußt verzichtet, da diese m.E nicht logisch aufgebaut ist bzw. nicht den Tatsachen entspricht. Zudem verwendet der Michel-Katalog 2 verschiedene Numerierungen im ATM-Spezial und im Deutschland-Spezialkatalog, was zusätzliche Verwirrung schafft. M. E. ist die Numerierung des ATM-Spezialkataloges die noch etwas akzeptablere Lösung. Ich persönlich würde folgende Nummern vergeben: Der Reihe nach von links nach rechts: 1I, 1II, 2I, 2II, 3I, 3II, 3III, 4I, 4II. Eventuell könnte man auch schon für die Sanssouci-Posthorn-ATM die neue Hauptnummer 4 vergeben, da es sich um ein neues Motiv mit neuem Inhalt handelt, dann müßten aber auch die beiden gelben ATM die Nummern 5 und 6 erhalten, was mir im Falle der Nr. 5 nicht ganz gerechtfertigt erscheint, da diese Marke postalisch unsinnig ist, nie beabsichtigt war und nur aus einem Fehlverhalten der Deutschen Post heraus legitimiert wurde.
Es existieren auch ATM mit Nagler-Nadeldruck auf dem 1. Papier. Es handelt sich hierbei um eine postalisch ungewollte Abart.
Spezialsammler unterscheiden zusätzlich noch verschiedene Farbvarianten im Markenvordruck, Gummierungsvarianten (gelblich bzw. weiß) sowie unterschiedliche rückseitige Zählnummern (waagerecht bzw. senkrecht stehend). Weiterhin werden Abarten und Besonderheiten, komplette Tastensätze sowie Belege von verschiedenen Automatenstandorten (meist mit Quittung) gesammelt.
Die Deutsche Bundespost Berlin benutzte von 1987 bis 1991ein eigenes Papier mit der Abbildung des Schlosses Charlottenburg. Danach wurden in Berlin die ATM-Papiere der Bundesrepublik eingesetzt. | |
Wie kann man ATM sammeln ?
ATM zu einer traditionellen Ländersammlung: Wer ein Land sammelt, das auch Automatenmarken ausgegeben hat, und das sind heute fast alle westeuropäischen Staaten einschließlich der Bundesrepublik, sollte die ATM auch im Rahmen seiner Ländersammlung berücksichtigen. Ohne ATM ist die Sammlung nämlich nicht komplett, schließlich handelt es sich bei den ATM um normale Freimarken. Zumindest die ATM-Hauptnummern gehören in jede Ländersammlung.
ATM - alle-Welt-Sammlung: Dies ist die vielseitigste und wohl auch aufregendste Sammlung. Die ganze Vielfalt der Erscheinungsformen der Automatenmarken aus den unterschiedlichsten Automatentypen, wie sie in über 50 Ländern im Einsatz sind oder waren wird hier gezeigt. Am Anfang sollte man sich auf die bildverschiedenen Haupttypen beschränken, die seit 1969 in über 40 Ländern erschienen sind. Der neuste MICHEL-ATM-Katalog 2000 notiert für diesen Zeitraum weltweit insgesamt 441 Hauptnummern, wenn man die m.E. wichtigsten Varianten, insbesondere die ATM mit verschiedenen Zudrucken der Versendungsart, noch hinzunimmt, kommt man auf vielleicht 600 Ausgaben. Dann bleibt die Sammlung noch überschaubar. (zum Vergleich: genauso viele Marken sind in den letzten 10 Jahren allein in der Bundesrepublik erschienen.) Von wenigen Ausnahmen abgesehen sind die ATM-Ausgaben für jeden erschwinglich, zumindest solange man postfrisch und nur eine Marke in der häufigsten Variante sammelt. Die meisten kosten maximal 2,50 DM, in Sortimenten manchmal noch deutlich weniger. Sie sind aber nur deshalb noch so preiswert, weil die Masse der Sammler die ATM-Philatelie noch nicht entdeckt hat. Tatsächlich sind die meisten auch dieser billigen ATM relativ selten, oft mit Auflagen weit unter 100.000 Stück. Von daher hat eine sinnvoll aufgebaute ATM-Sammlung auch beste Aussichten auf eine langfristige Wertsteigerung. Das ist sicher nicht der Hauptsinn des Briefmarkensammelns, aber doch ein willkommener Nebeneffekt. Natürlich gibt es auch einige besonders seltene Marken, die auch heute schon recht teuer sind, so z.B. die ersten ATM der Schweiz, die ersten ATM von Brasilien (insbesondere die UPU-Sonder-ATM) sowie die meisten ATM-Ausgaben Frankreichs mit Sendungsartzudrucken der Jahre 1981-1992 und allen voran die Montgeron-ATM, letztere ab ca. 1.000,- DM aufwärts. Auch Finnland hat einige sehr teure ATM. Eine gute Alternative oder Ergänzung zu den postfrischen ATM sind natürlich Briefe mit den entsprechenden Ausgaben. Es ist allerdings gar nicht so leicht, zu jeder ATM wirklich schöne, echt gelaufene und portogerecht frankierte Briefe zu finden, was den Reiz, solche Briefe zu sammeln aber eher noch steigert. Bedarfsbelege sind von vielen Ausgaben kaum existent.
ATM - Länder-Sammlung: Hier werden nur die Automatenmarken eines bestimmten Landes gesammelt, dafür aber um so intensiver und spezialisierter. In einer solchen Ländersammlung werden über die Hauptnummern hinaus alle vorkommenden Druck-, Farb- und Papiervarianten, Besonderheiten, Abarten und natürlich Briefe und Ersttagsbriefe (FDC's) sowie Sätze der in den Automaten einprogrammierten Direktwahlwerte aus verschiedenen Tarifzeiträumen der einzelnen Ausgaben gesammelt.
Muß man alle möglichen Wertstufen sammeln ?
Nein, auf keinen Fall. Die schier unendliche Aneinanderreihung aller möglichen ATM-Wertstufen zwischen dem Minimum- und dem Maximumwert ist nicht nur unbezahlbar, sondern auch nicht der Sinn einer ATM-Sammlung. Genausowenig, wie es Sinn der Mathematik ist, alle Zahlen zwischen 1 und Unendlich hintereinander aufzuschreiben. Für eine Standardsammlung reichen wenige Werte, eine Spezialsammlung kommt mit den Direktwahlwertstufen (Tastensätzen), Programmsätzen oder den häufigsten Portowerten aus. Bei diesen wäre es sinnvoll, sie auch auf gelaufenen Belegen, die die Verwendungsart dokumentieren, zu sammeln. Ebenso lassen sich Beispiele höherer und ungewöhnlicher Wertstufen am besten auf Briefen mit den gerade für ATM typischen Einzelfrankaturen belegen.
In jedem Fall sollte eine ATM-Sammlung klar aufzeigen, welches Konzept die jeweilige Postverwaltung mit der Einführung der Automatenmarken verfolgt. Geht es beispielsweise nur darum, Wertzeichen in beliebigen Wertstufen auch außerhalb der Schalterstunden verfügbar zu machen oder sind die Automaten für die Frankatur nur bestimmter Sendungsarten konzipiert? Sollen die Automaten dem Postkunden zuvor auch die Ermittlung des korrekten Portos für bestimmte Sendungsarten erleichtern ? Hierzu haben einige Länder moderne Geräte eingeführt, die mit einer Waage und einem Portorechner ausgestattet sind, der aus dem Gewicht der Sendung und der gewählten Versendungsart das nötige Porto errechnet. Bei einigen ATM- Ausgaben erscheint dann auf der Automatenmarke nicht nur die Wertangabe sondern auch noch ein Zudruck der gewählten Versendungsart. Diese Sendungsart-Zudrucke dokumentieren nicht nur die Programmierung des Automaten (und damit die Konzeption des gesamten Automatisierungs-Vorhabens), darüber hinaus ergeben sich daraus auch unterschiedliche Postwertzeichen mit jeweils einem eigenem Erscheinungsbild und eigener Zweckbestimmung, die auch in einer Standardsammlung noch vor technischen Kriterien wie Papiersorten, Farbvarianten, Automatennummern und dergleichen Platz finden sollten. (Im Sinne der postalischen Verwendung ist dies z.B. gleichbedeutend mit der Unterscheidung zwischen einer 10 Pfg Posthornsatz-Marke grün für Postkarten und einer 20 Pfg Posthornsatz-Marke rot für Briefe.)
Beispiel: Automatenmarken für die Frankatur von Inlands-Briefsendungen und -Paketen aus französischen LSA-Automaten ab 1981 (LSA = Libre Service d`Affranchissement)
ATM mit Zudruck P.N.U. für langsame Briefe (plis non urgent) | Unten: Französischer LSA-Automat des Herstellers Crouzet der 2. Generation (1985 bis 1992) Der Postkunde legt das zu versendende Postgut auf die in das Gerät integrierte Waage (vorne links) woraufhin das Gewicht in einem Display angezeigt wird. Dann wählt er per Knopfdruck (1) eine von 5 möglichen Sendungsarten, woraufhin der Automat das nötige Porto berechnet, das in einem weiteren Display angezeigt wird. Nach Bezahlung durch Münzeinwurf druckt das Gerät eine Automatenmarke mit Angabe des gezahlten Betrages und der gewählten Sendungsart. Der Postkunde kann die Marke sofort zur Frankatur des Postgutes verwenden, oder diese aber auch aufheben und zu einem späteren Zeitpunkt Sendungen der gewählten Versendungsart damit frankieren. |
ATM mit Zudruck LETTRE für schnelle Briefe ATM ohne Zudruck für normale Pakete ATM mit Zudruck URGENT für eilige Pakete
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Alle oben gezeigten ATM zeigen Wertstufen für die unterste Gewichtsklasse der jeweiligen Sendungsart während eines bestimmten Tarifzeitraumes (hier Tarif 5). Sie werden in dieser Form als Zudrucksatz gesammelt. Besser noch dokumentiert man die verschiedenen Sendungsarten auf entsprechenden gelaufenen Belegen, (wobei die Paketmarken in systemgerechter Verwendung natürlich nur auf Paket(ausschnitten) belegt werden können).
Orts-ATM oder Versandstellen-ATM ?
Es gibt Orts-ATM und Versandstellen-ATM. Orts-ATM stammen aus den im normalen Postbetrieb eingesetzten Automaten, dies können Münzwertzeichendrucker sein, die der Postkunde selbst bedient, oder auch Schalterwertzeichendrucker, die vom Postbediensteten am Schalter für den Ausdruck von Automatenmarken benutzt werden. In einigen Ländern, z.B. Frankreich, gibt es auch gar nichts anderes als diese normalen Orts-ATM.
Die Versandstellen-ATM hingegen stammen aus besonderen Automaten, die bei den Briefmarken-Versandstellen verschiedener Postverwaltungen eigens dazu eingerichtet wurden, Automatenmarken in großen Mengen für den philatelistischen Massenbedarf (Abonnements, Händler- und Sammler-Bestellungen) zu produzieren und zentral ausliefern zu können. Bei vielen Ländern und Ausgaben lassen sich Orts- und Versandstellen-ATM anhand kleiner gewollter oder ungewollter Merkmale mehr oder weniger deutlich voneinander abgrenzen, bei anderen wiederum (z.B.Deutschland) ist zumindest anhand postfrischer Marken keine Unterscheidung möglich. Hier lassen sich Marken und Belege aus den Ortsautomaten in vielen Fällen jedoch anhand von Stempeln und insbesondere Automaten-Quittungen zuordnen. Die Automatenmarken aus den Ortsautomaten sind gegenüber Versandstellen-ATM meistens seltener und wertmäßig höher einzuschätzen, da sie erstens authentischer und zweitens auch wesentlich aufwendiger zu beschaffen sind. In einer anspruchsvollen ATM-Sammlung sollten meines Erachtens vorrangig die ATM aus den Ortsautomaten berücksichtigt werden, da diese den ursprünglichen Zweck der ATM, nämlich die Rationalisierung des normalen Postbetriebes, dokumentieren und die Ausgaben der Versandstelle allenfalls der Vollständigkeit halber bzw. zu Vergleichszwecken Platz finden. Bei einigen auch aktuellen Gebieten sind Orts-ATM jedoch sehr schwer beschaffbar und kaum auf dem Markt angeboten, hier müssen sich die Sammler bisweilen in Geduld üben oder viel Eigeninitiative zur Beschaffung aufbringen.
Weitaus mehr Informationem zu diesem interessanten Aspekt der ATM-Philatelie finden Sie unter folgendem Link auf einer Extra-Seite Orts- und Versandstellen-ATM.
Wo kann ich mich über ATM informieren?
Wichtigste Informationsquelle ist der MICHEL-ATM-Spezialkatalog, der mit Abstand ausführlichste universelle ATM-Katalog. Neben der nahezu vollständigen Katalogisierung aller bis Mitte 1999 erschienenen ATM einschließlich fast aller wichtigen Farb- Papier- und Druckvarianten sowie der Besonderheiten bringt er auch viele Hintergrundinformationen über die verschiedenen Automatensysteme, den Katalogaufbau usw. Außerdem ist für jede Ausgabe die Laufzeit angegeben, was insbesondere für den gestempelt- und Brief-Sammler sehr wichtig ist. Neuerdings sind auch Postgebühren-Tabellen enthalten. Er kostet 42,- DM. Die wesentlich verbesserte, preislich aktualisierte und um die Neuheiten ergänzte Neuauflage ist im Dezember 1999 auf den Markt gekommen.
Der MICHEL-ATM-Spezialkatalog klassifiziert die verschiedenen ATM in erster Linie nach rein technischen Unterschieden in der Herstellung der Marken. Also Papiersorten, Druckunterschiede, Automatennummern, Farbvarianten, Zählnummern, Gummierung usw. Unterschiede in der postalischen Zweckbestimmung der Marken, die sich auf den Automatenmarken in Form verschiedener Sendungsart-Zudrucke manifestieren (Brasilien, Finnland, Frankreich, Portugal, USA) und den Marken teilweise ein völlig neues Erscheinungsbild geben, werden dagegen nachrangig und teilweise unvollständig behandelt. Der weniger spezialisierte, aber postgeschichtlich interessierte Sammler, der die ATM zunächst nach ihren Haupt-Erscheinungsbildern gemäß ihrer postalischen Verwendung zu dokumentieren sucht, dürfte daher mit dem MICHEL-Katalog weniger gut zurechtkommen und ist mit anderen Ausarbeitungen vielleicht besser bedient.
Der einzige weitere deutschsprachige ATM-Katalog für die ganze Welt ist der "LG-ATM-Weltkatalog" , der von Thomas von Loeper herausgegeben wird. Von der Ausführlichkeit des MICHEL ist er aber weit entfernt. Mit großen Abbildungen bietet er insbesondere Anfängern und wenig spezialisierten Sammlern eine erste Orientierung, ist einfach geschrieben, beschränkt sich jedoch weitgehend auf die ATM-Haupttypen ohne Varianten, eine exakte (Wert)-Bestimmung der Marken nach den oft große Preisunterschiede ausmachenden Farb- und Papiervarianten oder unterschiedlichen Gerätenummern ist daher meistens nicht möglich. Leider orientiert sich auch die Numerierung in einigen Fällen nicht an den Tatsachen.
Neben diesen universellen Katalogen gibt es zahlreiche Ausarbeitungen zu einzelnen Ländern in Form von Fachartikeln in Zeitschriften (z.B. Phil-Forum, früher ATM-Forum) sowie spezielle, von Sammlern gestalteteten Informationsschriften über verschiedene Teilgebiete sowie einige Spezialkataloge für bestimmte Länder (z.B. Deutschland, Frankreich, Israel, Schweiz, Südafrika) , die ebenfalls über den Fachhandel erhältlich sind. Insbesondere Spezialsammler finden hier reichhaltige Informationen. Auch Händlerpreislisten können sehr informativ sein. Zu erwähnen sind auch noch die alten Handbuch-Kataloge von Maassen/Weber mit ihrer einzigartigen Fülle an Hintergrundinformationen über alle klassischen Ausgaben bis ca. 1988. Außerdem gibt es die Arbeitsgemeinschaft Automatenmarken Deutschland e. V. - Bonn. (Kontakt: H. Deutsch, Tel. 06332/13454).
Auch das Internet hat einige sehr empfehlenswerte ATM-Websites zu bieten.
Mit ATM wird Postgeschichte geschrieben. Und welch bedeutende!!! Welche Rolle wohl die ATM in 10, 20 Jahren spielen werden? Warten wir's ab... Oder lieber doch nicht warten und schon jetzt dokumentieren, wie die Briefmarken der Zukunft die ganze Welt erobern und unaufhaltsam Normalphilatelie werden. Die Chance ist da !
© Tilman Dohren. Vervielfältigung nur mit Genehmigung des Verfassers